nach "Der Sandmann" von E.T.A: Hoffmann
frei bearbeitet, aus Tradition...
TEGS TheaterAG der Ernst-Göbel-Schule 2014
Premiere des aktuellen Stückes war am Freitag 14. November 2014
Hier der Link zum Presseartikel des Odenwälder Echos Angst als Sollbruchstelle der Seele (veröffentlicht am 18.11.2014 11:51 auf echo-online.de)SONDERVORSTELLUNG am Samstag 07.03.2015 19:00 Uhr in der Aula der EGS
Die Juroren des Theatertreffens der Jugend aus Berlin kommen nach Höchst!
Einlaß ab 18:45 Uhr, freie Platzwahl!
Details zum Stück
Nathanael und Clara, …
Clara ist schön und für sie ist alles klar, denn sie liebt
Nathanael. Klar, Nathanael liebt Clara auch, aber den Studenten
und Dichter quälen Erinnerungen. Da gibt es die Geschichte vom Sandmann und
seinen Augen fressenden Jungen. Und den Advokaten Coppelius. Der dünkt
Nathanael als ein dämonisches, böses Prinzip, das sein Liebesglück mit Clara zerstören
will. Und plötzlich erscheint der Wetterglashändler
Coppola, in dem Nathanael den Coppelius wieder zu erkennen
glaubt, jenen Mann, dem er vor Jahren die Schuld am Tod seines Vaters gab. In
all dem liegt begründet, warum die große, herzerfrischend zupackende Liebe von
Clara nicht ankommen kann gegen den finsteren Wahn, der Nathanael quält. Clara,
die Verkörperung der "wahren wirklichen Außenwelt", verliert das
Ringen mit den Fantastereien eines schwer Traumatisierten, der ein
Normalo-Glück nicht finden kann. Denn manchmal, weiß Nathanael einfach nicht: „Was ist Einbildung und was ist Wahrheit?“
„Alles,
das ganze Leben, war ihm Traum und Ahnung geworden.“
E. T. A. Hoffmann
Wie bei Hoffmanns „Sandmann“ erzählt
auch das TEGS Stück von Menschen, die komplizierte Beziehungen untereinander
haben, weil sie komplizierte Beziehungen zu sich selbst haben, weil das Leben
nicht nur vor 200 Jahren kompliziert war, sondern auch heute noch so ist.
Nathanael
E. T. A.
Hoffmann schickt in seiner 1817 veröffentlichten Novelle Der Sandmann den Studenten Nathanael
durch die eigene Hölle und schließlich in die ewig waltende Nacht.
„Zufällig“ richtet
Nathanael das
Taschenperspektiv, das er dem Wetterglashändler Coppola“ abgekauft hat, auf
eine junge Frau, die gegenüber an einem Fenster sitzt. Er
verliebt sich in Olimpia, die „Tochter“ des Wissenschaftlers Spalanzani, der humanoide
Roboter fabriziert. Getrieben von blinder Liebe und düsteren Ahnungen,
gerät Nathanael immer weiter an die Grenze zwischen Traum und Realität. Dem Wahnsinn nahe erlebt Nathanael, dass es sich bei der
glutäugigen Schönheit Olimpia bloß um eine Erfindung handelt, eine mechanische
Puppe aus Spalanzanis Roboterfabrik. Nach langer Krankheit beginnt sich
Nathanael zu erinnern.
Damals schickte
die Mutter die Kinder um Punkt Neun ins Bett, weil der Sandmann den Kleinen
Sand in die Augen streut, um ihnen das Einschlafen zu ermöglichen. Coppelius,
für Nathanael ein
mächtiger, grauenvoll brutaler Mann, der wie ein Gespenst bei dem Knaben
Nathanael entsetzlichste Albträume auslöst und dessen Seele lebenslang
beherrscht, verwirrt, verängstigt, kam oft abends zu Besuch. Ein Kinderschreck
mit unheilbaren Langzeitfolgen fürs Unterbewusste. Nathanael
findet heraus, dass sein Vater durch alchimistische Versuche, die er mit dem
besagten Coppelius des Nächtens unternahm, nach einer Explosion ums Leben kam.
Vom Advokaten Coppelius fehlte daraufhin jede Spur.
Trauma
Ausgehend von den Wunschthemen „Unheimlich“, „Ängste“ und
den „Umgang mit Ängsten“, wurden die TEGS bei der Beschäftigung mit der Figur
des schwer traumatisierten Nathanaels auch mit eigenen erschütternden
Erlebnissen und der Frage nach Heilung von Traumata konfrontiert. Recherchen im
Internet ergaben
Trauma kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Wunde“. Ein
seelisches Trauma wird durch Ereignisse verursacht, die intensiv, gewalttätig
und unkontrollierbar auf einen Menschen einwirken und den Betroffenen in einen
überfluteten Stresszustand versetzt. Kennzeichnend sind eine intensive Furcht
(Todesangst) und das Gefühl der Hilflosigkeit (nicht entfliehen und nicht
kämpfen können). Ob ein Ereignis auf ein Kind traumatisierend wirkt oder nicht,
hängt von einer Reihe von Faktoren ab (je jünger ein Kind, desto weniger
Möglichkeiten zur Kompensation): Kurzfristige Reaktionen sind: Schockphase,
Wahrnehmung der Gefahr, Reaktion des Körpers (Kampf, Flucht...) oder Erfahrung
von Ohnmacht und Hilflosigkeit… manchmal können "Flashbacks“ plötzlich und
unwillkürlich auftauchen, ebenso Interesselosigkeit, Selbstzweifel,
Ohnmachtsgefühle, Schlafstörungen, Alpträume, Ängste, Gefühle der
Hoffnungslosigkeit. Betroffene bemühen sich Situationen und Orte, die an das
Trauma erinnern, zu vermeiden…
Langzeitfolgen eines Traumas oder
mehrerer Traumata (Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)) entstehen bei
Ereignissen, deren Tragweite die Strategien des Organismus für eine
abschließende Bewältigung überfordert hat. Allermeist zeigt sich eine PTBS in
individuell unterschiedlichen Symptomenkomplexen: Übererregung, Schlafstörungen
und Alpträume, Reizbarkeit und Wut Konzentrationsschwierigkeiten, übertriebene
Schreckreaktionen, Wiedererleben, ständig wiederkehrende, ungewollte,
belastende Erinnerungen, Träume mit wieder erkennbarem Inhalt, Flashbacks,
Vermeidung von Gedanken, Gefühlen, Gesprächen, Aktivitäten, die an das Trauma
erinnern, vermindertes Interesse und genereller Rückzug, Entfremdungsgefühle,
eingeschränkte Affekte, eingeschränkte Körperwahrnehmung, Hoffnungslosigkeit.
Quelle www.erev.de letzter Zugrif 26.10.14
E. T. A. Hoffmann, geboren 1776 in Königsberg, gehört
zu den Hauptvertretern der deutschen Romantik. Seinen vielseitigen Begabungen
als Schriftsteller, Komponist und Karikaturist konnte er nur eingeschränkt
nachgehen, da er hauptsächlich als Jurist arbeitete. Hoffmanns Doppelexistenz
zwischen Broterwerb und Künstlertum spiegelt sich in vielfältiger Weise in
seinem Werk. Er starb 1822 in Berlin. Seine phantastische anspielungsreiche
Fantasy-Erzählung „Der
Sandmann“, 1816 geschrieben, zählt zu den bekanntesten Werken der so
genannten Schwarzen Romantik. Obwohl die Geschichte
vom seelischen Leiden an der Undurchdringlichkeit der Welt und der Traum von der
Erschaffung des künstlichen Menschen fast 200 Jahre alt ist, erscheint sie
dennoch überraschend zeitlos.
Visdpr: TEGS,
Ernst-Göbel-Schule, Höchst i.Odw.