Soll ich? Oder soll ich nicht?
frei nach Goethes Clavigo, dafür "mit Frosch"
TEGS TheaterAG der Ernst-Göbel-Schule 2012
Wer
mehr wissen will, wie aus Goethes Clavigo eine "Claviga" wird, und was
es mit dem Frosch auf sich hat kommt einfach vorbei, im Bürgerhaus in
Höchst im Odenwald. Premiere ist am Freitag 16. November 2012, weiter gehts am Samstag 17.11.12, Donnerstag 22.11.12 und Freitag 23.11.12. Alles weitere wird sich zeigen...
Das neue Stück der
TEGS (Theater AG der Ernst-Göbel-Schule) ist fertig! Noch wirkt der großen
Erfolg und die Einladung ihrer letztjährigen Produktion „Adam, Eisbär, weiß wer…“ frei nach Kleists „Zerbrochenem
Krug“ zum Theatertreffen der Jugend in Berlin nach, als Studiendirektorin
Eleonora Venado mit kreativen Methoden die OberstufentheaterAG auf die neue
Produktion einzustimmen beginnt. Es wurden Gedichte verfasst, Figuren geknetet,
Rollenbiographien geschrieben und autobiographisches Material inszeniert. So
schrieb eine Schülerin in einer Rollenbiographie zu einer Knetfigur: „Meine
Figur genießt das Leben wie es gerade kommt. Von Verpflichtungen hält er noch
nicht viel. Lieber reist er gerne durch die Welt, geht gerne feiern oder mit
seinen Freunden einen trinken. An die Zukunft verschwendet er nicht viele
Gedanken. Sein Motto ist: „Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter“. Darum
möchte er sich auch nicht an eine feste Freundin binden. Zwar hatte er schon
Beziehungen, die jedoch nie lange hielten…“ Google gab dann den Ausschlag:
„Unentschlossenheit und Theater“ führte direkt zu Goethes Stück „Clavigo“.
Die Handlung:Clavigo
ist ein mittelloser Schriftsteller aus der Provinz, als er nach Madrid
kommt. Dort findet er Unterstützung in einem Hause, in dem auch Marie,
eine Französin, ebenfalls mittellos, lebt. Beide verlieben sich, und
Clavigo gibt ein Eheversprechen, das er nach Erlangung einer Stelle
einlösen will. Als Clavigo Archivarius des Königs wird, ist der
Zeitpunkt eigentlich gekommen, nunmehr hat Clavigo allerdings auch
andere Möglichkeiten, am Hofe des Königs nach oben zu kommen und
erfolgreich zu heiraten. Obwohl sein Herz nach wie vor an Marie hängt,
löst Clavigo auch unter dem fatalen Einfluss seines Freundes Carlos die
Verlobung. Als Maries Bruder Beaumarchais nun Rechenschaft von Clavigo
fordert, macht dieser einen Rückzieher und will Maries Liebe wieder
erringen und sie heiraten. Dieser Gesinnungswandel hält nicht lange
vor, der wankelmütige Clavigo wird von Carlos erneut bestimmt, die
Verlobung ein zweites Mal zu lösen.
Marie stirbt vor Gram, an ihrem
Sarg wird auch Clavigo von Beaumarchais getötet. Clavigo will sterben,
um endlich mit Marie zusammen zu sein.
Die Interpretation Goethes:
Hat
sich jemand schuldig gemacht, wenn er seine Verlobte verlässt? Darf ein
Mann eine Verlobung lösen, wenn er beruflich anders weiter kommt? Auch
wenn er das Mädchen wirklich liebt? Liebt er das Mädchen wirklich? Es
geht letztlich um den Widerstreit zwischen praktischer Vernunft und
Gefühl.
Goethe:
Die Story ist mehr oder weniger biografisch.
Goethe sah gut aus, war gefühlsbetont und gebildet, hatte keine
finanziellen Sorgen. Da er es auch darauf anlegte, den Frauen den Kopf
zu verdrehen, pflasterten gebrochene Frauenherzen seinen Weg. Im Falle
von Clavigo (= Goethe) war es Friederike Brion in Sesenheim, der er als
junger Student das Herz raubte. Lange Zeit hatte Goethe wohl auch ein
schlechtes Gewissen, nachdem er sie sitzen gelassen hatte. Die
Rache-Variante stammte aus einer spanischen Quelle.
Die Interpretation der TEGS:
Vom Thema zum Stück: „Unentschlossenheit“
war das Thema, mit dem sich die Gruppe im Dezember 2011 beschäftigte.
So schrieb eine Schülerin in einer Rollenbiographie zu einer Knetfigur:
„Meine Figur genießt das Leben, wie es gerade kommt. Von
Verpflichtungen hält er noch nicht viel. Lieber reist er gerne durch
die Welt, geht gerne feiern oder mit seinen Freunden einen trinken. An
die Zukunft verschwendet er nicht viele Gedanken. Sein Motto ist: „Lebe
jeden Tag, als wäre es dein letzter“. Darum möchte er sich auch nicht
an eine feste Freundin binden. Zwar hatte er schon Beziehungen, die
jedoch nie lange hielten…“ Google gab den Ausschlag:
„Unentschlossenheit und Theater“ führte direkt zu Goethes Stück
„Clavigo“.
Narzissmus:
Attraktiv, erfolgreich, dominant,
selbstbezogen und rücksichtslos; ein "gesellschaftlicher Virus" habe
viele Menschen befallen, sagt der Sozialpsychologe Professor Hans
Bierhoff von der Ruhr-Universität Bochum, und das sei der Narzissmus.
Narzissten verlangen viel von den Menschen, mit denen sie leben:
Bestätigung, Bestätigung und noch einmal Bestätigung. Wehe denen, die
im Narzissten auch Kontakt, Mitgefühl oder Solidarität suchen, sie
werden enttäuscht werden. Laut Bierhoff trifft man immer öfter solche
Menschen, die eine eigentlich ganz normale Wertschätzung der eigenen
Person in den Wahn einer unerschütterlichen Selbstverherrlichung
gesteigert haben. "Narzissten wirken sehr attraktiv und können
außerordentlich charmant um einen Partner werben und ihn für sich
einnehmen", sagt Bierhoff. Allerdings strauchelt der Narziss dabei, die
Beziehung zu erhalten und zu pflegen. Partnerschaften, die idealerweise
auch dazu dienen, Schwächen des anderen zu tragen und zu würdigen, sind
ihm deshalb ein Gräuel.
(Quelle: www.aerztezeitung.de/panorama/article/811131/narzissmus-pathologisch-betrachtet.html, 30.10.2012)
Die Form:Nicht
der Text „Clavigo“ an sich, sondern die darin enthaltenen Themen bilden
die Grundlage zur Inszenierung der TEGS, die Goethes Text diesbezüglich
sehr ernst nehmen und folgende Inszenierungsentscheidung getroffen
haben:
Das Thema: „Narzissmus“ wird in einem modernen Frosch-Märchen sehr frei nach Eibe Meiners im Stummfilmgenre bearbeitet,
Die Geschichte „Clavigos“ wird verkürzt und in eine Geschichte „Clavigas“ umgewandelt
Goethe
wird mit Zitaten und Gedichten vorgestellt: Dabei kommt auch ein Auszug
aus einem Protokoll zum Seminar: „Bürgerliches Trauerspiel“ der
germanistischen Literaturwissenschaften der Universität Jena zum
Einsatz, das die revolutionäre Denkweise Goethes mit seiner
„Geniethematik“ und dem „Konzept der Individualisierung“ in Clavigo
hervorhebt
(Aus:
www.uni-jena.de/unijenamedia/Bilder/faculties/phil/germ_lit/Materialien/Willems/SS09/BuergerTrauerspiel/100609-EGOTEC-9fffqnimr809oq8vdmg80eckr6.pdf,
30.10.2012)
Philosophie:Das „Ich“ muss zwischen Moral und dem Unbewußttriebhaften entscheiden.
Wenn
Gefühle vernünftig sein können, dann kann man mit ihnen Handlungen
entschuldigen oder rechtfertigen. Sie werden benutzt, um sonst
Unerklärliches zu erklären (aus Eifersucht getötet, vor Liebeskummer
gestorben). Liebe lässt sich nicht nach Wahrheitsbegriffen
verifizieren, da sie über die symbolischen Handlungen hinaus in den
Unschärfen eines wechselseitig unbewussten Begehrens und der
Unmöglichkeit eindeutiger Verständigung wurzelt. Sie trägt eine
imaginäre Seite, die das reale Liebesverhältnis weit überdauern kann.
A: Das ist der schönste Augenblick in meinem Leben
B: Das hab ich schon hundertmal von dir gehört
Gefühle
erleben wir zwar unmittelbar, aber sie sind Spiegelungen von
Selbstwertgefühlen, als Begehren nach Anerkennung, Geborgenheit,
Zärtlichkeit, Sexualität, als Erlebnisse der Lust, der Freude, usw und.
zirkulär mit unseren bisherigen Erlebnissen und unseren imaginären und
symbolischen Verarbeitungsmustern verknüpft.
(Aus: Uni Köln: Kognitionen und Gefühle: Zwei wesentlich Perspektiven in der Beziehungswirklichkeit
www.uni-koeln.de/hf/konstrukt/reich_works/buecher/ordnung/band2/PDF/III.2.2.pdf, 30.10.2012)