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(c) TEGS

03.10.2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich will Achill 

 

Produktionsjahr 2008

ICH WILL ACHILL
Die TEGS spielen Kleist’s Penthesilea auf ihre Art…

 

“Dies, du Geliebter, war’s, und weiter nichts”, sagt Penthesilea kurz vorm Schluss, küsst die zerfetzte Leiche des Achill und kommt so bei sich und ihren ureigensten Wünschen an. Sie versucht, das zu tun, was sie immer tun wollte: Den Geliebten küssen. Ihn halten. Doch beides ist nicht mehr möglich. Zerlegt in Einzelteile, zerschmettert, wie er ist, fehlt ihm nicht nur der Mund, die Lippe gar, sondern auch die Wärme des Atems, die den Kuss erst wirklich werden ließe.

“Du ganzer Schreckenspomp des Kriegs, dich ruf’ ich,/ Vernichtender, entsetzlicher, herbei!”. Das Schlachtfeld des Stückes ist die Sprache Kleists. Es sind Wortschlachten, die in “Penthesilea” geschlagen werden. Und doch erinnert das Waffengeklirr und die Brutalität der Vorgänge an das, was wir heute live am Fernseher erleben dürfen. Der Krieg ist, sowohl für die Griechen als auch die Amazonen, die Existenzgrundlage ihrer Systeme. Regeln, Gesetze und permanenter Ausnahmezustand, Grenzerfahrungen. Bei den Griechen scheint es etwas “geordneter” zuzugehen. Die Amazonen dagegen sind ein Volk von Terroristinnen. Penthesilea aber, die Oberterroristin, stellt die ehernen Gesetze ihres Staates in Frage: ihr passiert das Ungeheuerliche, das Unvorhergesehene, das Unerlaubte: die Liebe. Dieser Liebe stellt sie sich. Von dieser Liebe lässt sie sich hinreißen. Fortreißen. Diese Liebe wütet in ihr. Die Liebe und die Umstände, in denen sie sich bewähren muss, und mehr noch ihr Versuch, ihre Liebe und die Umstände miteinander zu verbinden, zerreißen sie. Wie mit Ketten gebunden an alles: ihre Frauen, ihren Staat, ihre Gesetze, ihren Gott, ihr verschüttetes, aufbegehrendes Selbst, an Achill – den “Störfall“, alles will sie vereinen, zurechtrücken, allem will sie sein Recht zugestehen, und alles gemeinsam zieht an ihr, zerfetzt erst ihn und mit ihm sie. Aber in dieser Explosion erfüllt sich nichts, sondern wird alles vernichtet. “Der Tanais Asche, streut sie in die Luft!” Asche. Alles und alle zum Schluss begraben unter einer dicken Schicht Asche. Doch nicht nur die Amazonen, auch den Staatsterror der Griechen durchleuchtet Kleist. Was bei den Frauen der – eigentlich männlich besetzte - Eroberungsakt, ist bei den Männern das Töten. So wie im Amazonenstaat alles, bis in das Kreatürlichste(!), reglementiert ist, herrschen auch bei den Griechen Gesetze, die unverrückbar sind. Achills Welt gerät aus den Fugen und seine Mitstreiter in Panik, weil Achill am Anfang des Stückes Penthesilea nicht tötet. Doch auch er vermag seine Liebe nicht zu leben, vermag sich nicht wirklich zu häuten, zu unterwerfen, sich zu lösen, auch er will vereinen, was ihn zerreißen wird. Ein verzweifelter Aggressor! Lust, Schmerz, Verzweiflung.

“Und lass dich bis zum Fuß herab zerspalten,/ Nicht aber wanke in dir selber mehr”.

Wohin führen all die, immer sexuell aufgeladenen/ getriebenen Unterwerfungs- und Untergangsphantasien des Stücks? Was passiert mit Menschen, die so in die Ecke getrieben werden? Wer oder was treibt sie eigentlich so?

Kleists Stück erzählt davon, welch ungeheure Widerstände ein Mensch überwinden muss, um bei sich zu sein. Wer setzt diese Widerstände? Wer verhindert so machtvoll das Zu-sich-kommen? Der Staat, die Gesellschaft mit ihren Sitten, Gesetzen, Anforderungen? Oder vielmehr der nicht mit sich verbundene Mensch? Wo liegen die Grenzen, die unüberwindbar scheinen – Außen, im Anderen oder im Selbst? Feiert Kleist gewalttätige Exzesse? Oder zeigt er vielmehr die Not der Welt und des einzelnen?
Und jeder Busen ist, der fühlt, ein Rätsel.” Nicht nur die Mädchen der TEGS, auch die Jungs kennen Situationen, in denen sie sich fühlen wie aufgespalten in verschiedene Personen und Geschlechter, in denen sie verzweifelt versuchen zu vereinen. Zwänge, Widersprüche, Sehnsucht, Triebe, Aggression und Unterwerfung, Besitzen- und Besessensein-Wollen, Vernunft und Gefühl, maßlos und kleinkariert – alles jedoch unvereint in einem Menschen. Stimmen, die aus Kleists Penthesilea stürzen in einer furchtbar schönen, furchtbar gewalttätigen Sprache führen nicht nur Kleist und die TEGS sondern auch die Zuschauer letztlich zu sich selbst….und in den Tod. Immer, in jeder Sekunde des Stückes sind sie beieinander: der Tod und die Liebe. Und nie sind sie zu trennen.

Sich solch gewaltigen Emotionen auf der Bühne anzunähern zwingt eine Jugendgruppe wie die TEGS dazu nicht nur zu reduzieren sondern auch ihre Sichtweise in ihren Formen und in für sie zutreffenden Realitäten zu schildern. Mit Tanz, Musik und Bildern aus ihrer Erlebniswelt machen sie sich und den Zuschauern ein so störrisch schönes und gewaltiges Werk zugänglich.

 

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