TEGS

zu Hause...
Die Stücke...
Das Neueste...
Die Historie...
Die MacherIn...
Die Presse...
Der Dank...
Das Impressum...
Die Sitemap...

[nach oben]

(c) TEGS

19.11.2007

TEGS: Sara

Produktionsjahr 2005

Plakat SARA

Macht Liebe glücklich????????

Ob Liebe glücklich macht, werden Menschen gefragt, mit Kamera und Mikrofon und die meisten sagen: „ja“. Das ist der Einstieg, den TEGS in ihre Adaptation zu „Miss Sara Sampson“ von Gotthold Ephraim Lessing gewählt haben. Denn: Es geht um die Liebe in diesem Stück, und auch da meinen alle, dass man das mit der Liebe nur richtig machen müsste, dann funktioniert es schon. Und alle irren sich:

Vater liebt Tochter Sara, Sara liebt Mellefont, Mellefont liebt Sara wieder, aber auch noch andere, zum Beispiel seine „Ex“ Marwood und die gemeinsame Tochter Arabella. Mellefont und Sara brennen durch, doch immer wieder schiebt Mellefont die Hochzeit hinaus, Marwood will Mellefont wiederhaben, Mellefont gerät ins Schwanken, ... Vater leidet, Sara leidet, Mellefont, Marwood, alle fühlen sich schuldig, keiner kann aus seiner Haut – das stimmt heute wie damals. – Lessings Protagonisten sind modern, kein Zweifel.

Vor 250 Jahre hat Lessing mit seinem Stück eine neue dramatische Gattung geschaffen, das „bürgerliche Trauerspiel“. Zum ersten Mal zeigten bürgerliche Personen „große“ und „ernste“ Gefühle auf der Bühne, was bisher nur Fürsten oder bedeutsame historische Persönlichkeiten durften. Auch werden Personen erstmals „psychologisch“ dargestellt, vielschichtig und in sich widersprüchlich. Der Mensch mit seinen moralischen Fehltritten erscheint nicht mehr schlechthin als „böse“, sondern als schwach. Noch stundenlang war das Publikum nach der Aufführung vor 250 Jahren in Frankfurt an der Oder ergriffen und die Zuschauer haben geweint, schreibt ein Zeitzeuge.

Heute 250 Jahre später scheint Lessings Drama aktueller denn je. Eine moderne Dreiecksgeschichte aus Liebe, Hass und Leidenschaft, die in der Katastrophe endet. Ebenso ein Familiendrama, das sich überall abspielen könnte, der unbarmherzige Kampf eines Paares, das sich getrennt hat, um ihr Kind.

Die TEGS haben den Text erbarmungslos entschlackt, Szenen werden umgestellt, Neues eingebaut, Figuren gestrichen und umgewandelt. Diener gibt es heutzutage keine und wenn sich jemand um die Erziehung der Tochter kümmert, ist das eher die Mutter als der Vater, so er dabei denn überhaupt vorhanden. Das Ensemble ist jungendlich, keine Person erzieht Kinder, also finden die TEGS einen Ersatz für die von Lessing erdachte Tochter Arabella. Dazu ist Beziehungsunfähigkeit heute vermehrt an der Tagesordnung als Grund für Mord und Selbstmord. Die TEGS kreieren einen für sie in Form und Inszenierungsabsicht typischen Schluss.