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Generation: Tango In einer Welt, in der
absolute Freiheit regiert und die Eltern-Generation schwelgt in freier Liebe, freier Rede, freier Kunst - wie in Slavomir Mrozeks Stück "Tango" - sucht die intellektuelle Jugend nach neuen Werten. Mit
übersteigerter Ironie, ja mit grotesken Szenen wird der Zusammenprall der Generationen vermittelt: Auf der einen Seite die spät 68er Generation. Der Vater, der mit Experimenten und im Pyjama die Zeit totschlägt, klopft
Sprüche, wie: "Nieder mit den Konventionen! Hoch die Dynamik!". Skandierte Lehrsätze, die zu leeren Formeln werden. Der Sohn Artur kontert mit reaktionärer Philosophie a la Schopenhauer verzweifelt die
abgedroschenen Phrasen. ("Nichts ist möglich, weil alles möglich ist.") Ungebrochen schwärmt er für verbindliche Normen und zwingt die Familie durch seine eigene Hochzeit zur Rückkehr in die Schranken
bürgerlicher (Schein-) Moral. Auf die Extreme der 68er folgen die umgekehrten Extreme der nächsten Generation. So ist Artur der erste Held Mrozeks, der sucht und leidet. Auf der Suche nach einem Ideal scheitert er. Und
er muss feststellen, dass es eine große, unüberwindbare Schlucht zwischen den Idealen und dem wirklichen Leben gibt. Bei Mrozek endet die Sehnsucht nach Ordnung in einer Diktatur. Die TEGS haben einen
anderen Schluss gewählt. ...Beides Möglichkeiten mit aktuellem gesellschaftlichen Bezug... Theaterform: Wieder trauen sich die TEGS, eine ganz neue Theaterform zu zeigen.
Postdramatische Elemente wie das Auflösen der Figuren, das Nutzen des Stückes als Textlieferant und das Aufheben von Zeit und Verlauf der Ursprungsgeschichte. Das Stück Generation: Tango besteht zum Beispiel aus
Assoziationen zum Thema Revolution: Che Guevara und Rainer Langhans, Werbung, und die Lieder der Zeit, dazu Texte von Mrozek - auch aus anderen Stücken - zeichnen die Collage aus. Die Beschäftigung mit dem Gedanken, wo
denn heute noch eine Revolution möglich ist, führt zu einer Diskussion um die aktuelle Parkplatzsituation an der Ernst-Göbel-Schule. Und doch sind da die gleichen Schwierigkeiten, die jede Generation zu meistern hat...
der Umgang mit Werten (Treue/Untreue), wann setze ich Grenzen und wie gehe ich um mit Tod ... Jede Generation hat ihr eigenes Scheitern, auch wenn der Glaube an die goldene Revolution 68 nie zu sterben scheint. |
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