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Jugendliche Revolutionäre in Höchst Zum ersten
Mal seit ihrer Gründung im Jahr 1993 wagen sich die TEGS – die Oberstufen-TheaterAG der Ernst-Göbel-Schule, Höchst (EGS) - an die Bearbeitung eines Films als Vorlage für ihr alljährliches Theaterevent in der Unterzent.
„Die fetten Jahre sind vorbei“ der zweite Spielfilm des österreichischen Regisseurs Hans Weingartner nahm 2004 am Wettbewerb um die Goldene Palme in Cannes teil, wurde von mehr als einer Million Kinobesuchern gesehen
und eine Bühnenfassung wird an mehreren Theatern Deutschlands gespielt, unter anderem in Mainz und Heidelberg. Viele Themen des Filmes beschäftigen auch die Jugendlichen der TEGS unter Leitung von Studiendirektorin
Eleonora Venado, so zum Beispiel: Globalisierung, die eigene Haltung zu politischem Handeln, Recht und Unrecht oder auch Beziehung und Freundschaft.
Die TEGS haben auch in dieser Inszenierung die Vorlage wieder stark verändert und nur die Kernproblematik übernommen: Jana und
ihr Freund Julian sind zwei junge, idealistische Rebellen, die sich dazu entschlossen haben, aktiv gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt vorzugehen und dabei ganz eigene Erziehungsmethoden anzuwenden: Sie brechen in
Villen von Reichen ein, verrücken dort Möbel und erinnern durch diesen Affront daran, dass sich Vermögende ihrer Sache – der Anhäufung von Luxusgütern auf Kosten der Ausbeutung anderer Menschen – zukünftig nicht mehr
sicher sein können. Mit gewaltfreier, aber wirkungsvoller Erzeugung von Angst inklusive der Botschaft vom „Ende der fetten Jahre" sollen gesellschaftliche Prozesse in Gang gesetzt werden, die nicht mehr zu stoppen
sind. Als die Freunde aber bei einem der Einbrüche von dem Nachwuchs des Millionär Hardenberg ertappt werden, eskaliert die Situation:– doch was soll nun mit den gefangenen Jugendlichen geschehen?
Es sind die sich gegenüberstehenden Welten und Anschauungen, die in diesem nachdenklich machenden Theaterstück der TEGS faszinieren, weil sie beide gleichermaßen
von Wahrheit und Notwendigkeiten berichten. Zwei Seiten, deren Vorzüge und Nachteile der Zuschauer schon zu Beginn kennerlernt und irgendwann feststellt, wie sich beide gegenseitig bedingen. Eine desillusionierte
kämpferische, aber idealistische Jugend, die nicht mehr weiß, wofür sie kämpfen soll versus Jugendliche, die scheinbar alles haben. Unversehens befinden sie sich in Konfrontation mit ihren eigenen Gefühlen und im
Spannungsfeld zwischen politischem Handeln und privatem Wollen. Am Ende steht die Frage, ob die Idee das Leben verändert – oder das Leben die Idee.Ob die TEGS den Zuschauer bei ihrem ca. einstündigen
Theaterstück mit dem Titel: „Die Erziehungsberechtigten“ frei nach dem Film „Die fetten Jahre sind vorbei“ von Hans Weingartner eine Antwort geben können und wollen ist sicher fraglich... |